Wie klimaschädlich ist Air Defender?
Kein Grund zur Sorge, aber dennoch Auswirkungen auf die Umwelt
Die größte Luftwaffenübung der NATO, Air Defender 2023, hat begonnen und es stellt sich die Frage: Wie groß ist der CO₂-Fußabdruck bei der Ausführung? Die Anzahl der beteiligten Flugzeuge und Flüge lässt vermuten, dass reichlich CO₂ emittiert wird. Jedoch gibt es keinen Grund zur Sorge, so André Thess, ein Professor der Universität Stuttgart.
Anders als bei kurzen Militärmanövern fallen die CO₂-Emissionen beim interkontinentalen Flugverkehr zwischen Europa und Asien dauerhaft für tausende Flugpassagiere täglich an. Diese Zusatzemissionen dürften den einmaligen Effekt eines einzelnen Manövers bei weitem in den Schatten stellen. Das weltweite Militär trägt zwischen ein und fünf Prozent der globalen CO₂-Emissionen bei.
Auswirkungen auf die Umwelt
Das Umweltbundesamt berichtet, dass bei Air Defender pro Übungstag vier Prozent der Emissionen anfallen könnten, die täglich von allen zivilen Inlandsflügen sowie den von Deutschland aus ins Ausland startenden Maschinen ausgestoßen werden. Das entspricht ungefähr 3.000 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Tag. Trotzdem lässt sich noch nicht abschätzen, wie groß der tatsächliche CO₂-Fußabdruck bei Air Defender sein wird.
Aktuelle Zahlen und Entwicklung der Übung
Die Bundesregierung hat eine Antwort auf die Abfrage der Linken veröffentlicht, nach der der Gesamtausstoß durch Luftfahrzeuge bei der Übung bei etwa 35.235 Tonnen CO₂-Äquivalenten liegen wird. Dabei beträgt der größte Ausstoß mit 15.163 Tonnen der Kampfjets aus den USA. Deutschland steht mit 12.484 Tonnen an zweiter Stelle. Italien, Spanien und Rumänien produzieren mit vergleichsweise wenigen Militärflugzeugen lediglich 151,2 beziehungsweise 85 Tonnen CO₂.
Ob die Zahlen mit dem tatsächlichen CO₂-Fußabdruck übereinstimmen, bleibt abzuwarten. Der Zweck von Air Defender 2023 besteht darin, die Verteidigungsfähigkeit zu beweisen und eine Provokation Russlands zu vermeiden. Doch es kam bereits zu einem Zwischenfall mit Russland über der Ostsee, die den Einsatz der NATO erforderte.
Editorial: Wie kann militärische Praxis umweltfreundlicher werden?
Die größte Luftwaffenübung der NATO hat begonnen, aber der Gedanke an die damit verbundenen Umweltauswirkungen bleibt bestehen. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die internationale Gemeinschaft setzt große Anstrengungen darauf, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Sowohl die Zivilgesellschaft als auch Regierungen und Unternehmen müssen hierfür Verantwortung übernehmen.
Wie kann das Militär einen Beitrag dazu leisten? Es sollte möglich sein, militärische Aktivitäten umweltfreundlicher zu gestalten, ohne dabei die Sicherheit der Bevölkerung und die Verteidigungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
Ein paar Schritte in die richtige Richtung
Die Regierungen und das Militär können den CO₂-Fußabdruck im Bereich militärischer Aktivitäten durch verschiedene Maßnahmen reduzieren:
- Ausbau der Energieeffizienz von Militärbasen und Militärausrüstung
- Auswahl von alternativen Treibstoffen und -energien
- Realisierung von gemeinsamen Übungen an einem Ort, um unnötige Flüge zu minimieren
- Bewusstseinsbildung und Schulung von Soldaten sowie Zugang zu Informationen über den CO₂-Fußabdruck militärischer Aktivitäten
- Einführung von zertifizierten Umweltmanagementsystemen im Militär
Fazit
Die Durchführung von Air Defender 2023 ist eine der größten Herausforderungen für die Umwelt. Die Behörden müssen ihre Anstrengungen zur Verminderung des CO₂-Fußabdrucks der militärischen Aktivitäten verstärken. Gleichzeitig muss das Militär die Sicherheit der Bevölkerung und den Schutz des Landes sicherstellen.
<< photo by Alexander Sinn >>