AfD-Frontfrau Alice Weidel: Queer oder nicht queer?
Ein Kommentar von Kira Kramer
Aktualisiert am 13.09.2023 – 17:12
Sie sei zwar mit einer Frau verheiratet, aber nicht queer, meint die AfD-Politikerin. Sie hat recht: Gleichgeschlechtliche Liebe führt keinesfalls automatisch zur Mitgliedschaft in der LGBTQIA+ Bewegung.
Die Aussage von Alice Weidel
“Ich bin nicht queer, sondern ich bin mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne” sagt Alice Weidel auf die Frage einer ARD-Zuschauerin, wie sie mit der Queerfeindlichkeit ihrer Partei umgehe. Die AfD-Frontfrau wusste freilich, dass diese Aussage zünden würde und behielt recht: Der Funken ist geworfen, das Internet angezündet – in den Threads auf X (vormals ‘Twitter’) lodert der Großbrand.
Die Aussage zielte auf den Beißreflex ihrer ideologischen Gegner, die wiederum schnappen zu und überführen sie der Lüge, zu verführerisch war der Köder, den sie auswarf, zu flagrant der vermeintliche Widerspruch ihrer Aussage.
Das Argument gegen Weidel
Das Argument gegen Weidel geht so: Die Definition des Wortes queer (nachzuschlagen im Duden, auf Wikipedia und überall sonst, wo es lexikalisches Wissen gibt) zeige, dass ihre Aussage falsch sei. Queer sei demnach eine Person, die eine andere als die heterosexuelle Orientierung habe oder sich einer anderen als der zugeschriebenen Geschlechtsidentität zuordne. Und sofern Frau Weidel ihre Frau nicht bloß auf dem Papier, sondern auch romantisch oder libidinös liebe, heiße das, sie sei lesbisch, also nicht heterosexuell, also queer. Ende der Beweisführung.
Die Diskussion um die Positionierung von Alice Weidel innerhalb der LGBTQ+ Thematik führt zu einer interessanten philosophischen Frage: Wie definiert sich sexuelle Identität? Ist es allein die sexuelle Orientierung oder spielen auch weitere Faktoren wie politische Haltung oder Mitgliedschaft in einer bestimmten Gruppe eine Rolle?
Die Vielfalt der LGBTQ+ Community
Die Vielfalt innerhalb der LGBTQ+ Community ist immens. Sie umfasst nicht nur homosexuelle, bisexuelle und transidente Menschen, sondern auch queere Menschen, die sich einer anderen als der für sie zugeschriebenen Geschlechtsidentität zuordnen. Es ist wichtig zu betonen, dass es keine einheitliche Definition des Begriffs queer gibt und dass dieser von verschiedenen Menschen unterschiedlich interpretiert wird.
Alice Weidel’s Aussage, dass sie nicht queer sei, darf vor diesem Hintergrund nicht als Leugnung ihrer sexuellen Orientierung verstanden werden. Es ist vielmehr eine Aussage über ihre persönliche Identität und ihre Ablehnung einer bestimmten politischen Bewegung.
Die Gefahr der Vereinnahmung
Die Bewegung für Gleichberechtigung und Akzeptanz von LGBTQ+ Menschen hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Es besteht jedoch die Gefahr, dass politische Parteien oder Personen versuchen, diese Bewegung für ihre eigenen Zwecke zu vereinnahmen.
Die Aussage von Alice Weidel darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die AfD eine Partei ist, die sich mehrfach homophob geäußert hat und deren politisches Programm nicht im Einklang mit den Zielen der LGBTQ+ Community steht. Es ist daher wichtig, die Positionierungen von Politiker:innen kritisch zu hinterfragen und ihre Taten und politischen Entscheidungen zu analysieren.
Editorial – Akzeptanz und Toleranz
Die Diskussion um die sexuelle Identität von Alice Weidel und ihre Positionierung innerhalb der LGBTQ+ Thematik verdeutlicht einmal mehr die Bedeutung von Akzeptanz und Toleranz in unserer Gesellschaft. Jeder Mensch sollte das Recht haben, seine sexuelle Orientierung offen zu leben und dafür respektiert zu werden.
Es ist nicht Aufgabe von politischen Parteien oder Einzelpersonen, darüber zu entscheiden, wer Teil der LGBTQ+ Community ist und wer nicht. Die Vielfalt dieser Community sollte gefeiert und nicht eingeschränkt werden. Es liegt an uns allen, für eine Gesellschaft einzustehen, in der sexuelle Identität und Selbstbestimmung akzeptiert und respektiert werden.
Rat und Empfehlungen
Als LGBTQ+-Personen, aber auch als Verbündete, sollten wir uns bewusst sein, dass die Diskussion um sexuelle Identität und Zugehörigkeit komplex ist. Das Etikett “queer” sollte nicht leichtfertig verwendet werden, sondern mit Bedacht und unter Berücksichtigung der individuellen Selbstdefinition der betroffenen Personen.
Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig zuhören, voneinander lernen und offen für unterschiedliche Perspektiven sind. Akzeptanz und Respekt sind dabei zentrale Werte, die wir in unserem Umgang miteinander und in unserer politischen Debatte hochhalten sollten.
Wir sollten uns nicht von populistischen Diskussionen und politischen Instrumentalisierungen ablenken lassen, sondern uns auf das Wesentliche konzentrieren: Die Förderung von Gleichberechtigung, Akzeptanz und Menschenrechten für alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität.
<< photo by Teddy O >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.
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