Bergkarabach-Konflikt: Eskalation der Gewalt in AserbaidschanBergkarabach-Konflikt,Gewalt,Eskalation,Aserbaidschan
Bergkarabach-Konflikt: Eskalation der Gewalt in Aserbaidschan

Bergkarabach-Konflikt: Eskalation der Gewalt in Aserbaidschan

Aserbaidschanischer Großangriff auf Armenien in Bergkarabach

Stand: 19.09.2023 15:45 Uhr

Die aserbaidschanischen Streitkräfte haben einen neuen Militäreinsatz gestartet, um den von Armeniern bewohnten Teil von Bergkarabach zu erobern. Laut dem Verteidigungsministerium von Aserbaidschan in Baku handelt es sich um “lokale Anti-Terror-Maßnahmen zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung”. Das Ziel des Militäreinsatzes ist es, den im Waffenstillstand nach dem Bergkarabach-Krieg 2020 festgelegten Rückzug der armenischen Truppen aus der Region zu erzwingen. Es wird betont, dass ausschließlich militärische Ziele angegriffen werden.

Die Führung der Konfliktregion um die Hauptstadt Stepanakert hat die Anschuldigungen zurückgewiesen und erklärt, dass ihre Verteidigungskräfte sich an den Waffenstillstand halten. Das Verteidigungsministerium der international nicht anerkannten Republik Arzach in Bergkarabach hat erklärt, dass der Vorwurf, die Feuerpause gebrochen und zwei aserbaidschanische Soldaten verletzt zu haben, “erlogen und nicht den Tatsachen entspricht”. Das Verteidigungsministerium von Armenien hat erklärt, dass weder militärisches Personal noch Gerät in Bergkarabach präsent ist.

Bergkarabach ist isoliert

In den vergangenen Wochen wurden massive Truppenaufmärsche der aserbaidschanischen Streitkräfte um Bergkarabach und an der Grenze zu Armenien beobachtet. Zudem gab es Transportflüge von Militärflughäfen in den Verbündeten Israel und Türkei nach Aserbaidschan. Diese Entwicklungen ähneln der Lage vor dem zweiten Krieg um das Konfliktgebiet Bergkarabach vor drei Jahren, als Aserbaidschan Gebiete zurückeroberte, die seit einem ersten Krieg in den 1990er-Jahren von den Armeniern kontrolliert wurden.

Seit Dezember 2022 hat Aserbaidschan den Verkehr durch den Latschin-Korridor, der einzigen Landverbindung zwischen dem armenisch bewohnten Teil Bergkarabachs und Armenien, zunehmend eingeschränkt. Dadurch gelangen kaum noch Hilfsgüter in die Region. Erst gestern konnten nach langen Verhandlungen zwei Lastwagen des Internationalen Roten Kreuzes den Latschin-Korridor passieren und zwei Lastwagen von aserbaidschanischer Seite aus Bergkarabach erreichen. Gemäß einer Friedensvereinbarung von 2020 sollten russische Friedenstruppen mit einer offiziellen Stärke von 2.000 Mann die Armenier in Bergkarabach schützen, doch ließen sie die aserbaidschanischen Truppen weitgehend gewähren. Das russische Außenministerium hat angekündigt, den Kontakt zwischen den Konfliktparteien herzustellen.

Gefahr eines Guerillakrieges

Die Armenier in Bergkarabach verfügen über “Selbstverteidigungstruppen” mit mehreren Tausend Soldaten und einer begrenzten Anzahl an Militärgerät und Munition. Alle Männer in Bergkarabach durchlaufen mit 18 Jahren eine Militärausbildung, und in vielen Haushalten befinden sich Waffen. Daher könnten sich die Kämpfer in die Wälder zurückziehen und von dort aus Angriffe auf die aserbaidschanischen Kräfte führen, warnen Experten.

Vorwurf der ethnischen Säuberung

Von den geschätzten 120.000 Einwohnern Bergkarabachs befinden sich derzeit 60.000 bis 70.000 in der Region. Sollten die Angriffe seitens Aserbaidschan anhalten, droht eine massive Flüchtlingswelle wie im Jahr 2020 oder sogar die Vertreibung der armenischen Bevölkerung aus Bergkarabach. Dies könnte in Armenien zu innenpolitischen Unruhen führen. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium hat in einer Pressemitteilung erklärt, dass humanitäre Korridore und Auffangstationen eingerichtet wurden, um die Evakuierung der Bevölkerung aus der Gefahrenzone sicherzustellen.

Die internationale Gemeinschaft, darunter die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und Russland, bemühen sich weiterhin um Vermittlungen und streben ein Friedensabkommen bis Ende des Jahres an. Zusätzlich hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Vermittlungstreffen vorgeschlagen. Die Gespräche sollten während der derzeit stattfindenden UN-Generalversammlung in New York stattfinden. Obwohl es in den letzten Wochen Kompromissbereitschaft zwischen Armenien und Aserbaidschan gab, bleibt der Konflikt um Bergkarabach weiterhin verhärtet. Aserbaidschan fordert praktisch die Assimilation der Armenier in Bergkarabach in den aserbaidschanischen Staat, während Armenien zumindest Rechte und Sicherheiten für die Menschen in der Region fordert und die territoriale Integrität Aserbaidschans einschließlich Bergkarabachs anerkennt.


Über dieses Thema berichtete das ARD Mittagsmagazin am 19. September 2023 um 13:00 Uhr.

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Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.

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Schneider Anna

Guten Tag, ich bin Anna Schneider. Ich arbeite als Umweltjournalistin und bin leidenschaftlich daran interessiert, die neuesten Nachrichten und Entwicklungen im Bereich Umweltschutz zu verfolgen und zu berichten. Mein Ziel ist es, die Menschen über die Umweltauswirkungen unserer Entscheidungen aufzuklären und zu inspirieren, nachhaltiger zu leben.

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