Tai Chi: Hirntraining aus dem fernen Osten
Tai Chi: Eine fernöstliche Kampfkunst mit geistigen Kräften
Tai Chi, auch bekannt als “Schattenboxen”, ist eine ursprünglich aus China stammende Kampfkunst, die sich zu einer beliebten Form des Hirntrainings entwickelt hat. Das Tai Chi zeichnet sich durch sanfte Bewegungen und Atemübungen aus und hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Muskulatur und das Gleichgewicht, sondern auch auf die geistigen Kräfte des Körpers.
Die Ursprünge des Tai Chi reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück, als der Mönch Zhang Sanfeng diese Kampfkunst entwickelt haben soll. Das Prinzip des Tai Chi besteht darin, die Energie aus der Erde zu kanalisieren und die Kraft aus den Füßen und der Verwurzelung im Boden zu schöpfen. Die Energie steigt dann in spiralförmigen Bewegungen durch das Becken auf, bevor sie durch die Hände wieder freigegeben wird. Im Laufe der Zeit hat sich das Tai Chi von einer Kampfkunst zu einer Kombination von Atemübungen und langsamen, ineinander übergehenden Bewegungen entwickelt, die den Fluss der Energie durch den Körper fördern sollen.
Die gesundheitlichen Vorteile von Tai Chi
Immer mehr Forscher interessieren sich seit rund 30 Jahren für die Wirkung von Tai Chi auf die Gesundheit. Während es im Jahr 1990 nur eine einzige Studie dazu gab, waren es im Jahr 2015 bereits fast 200. Eine Übersichtsarbeit der University of Ottawa aus dem Jahr 2016 zeigt die Vorteile von Tai Chi für verschiedene Organe wie Herz, Lunge, Gelenke und Gehirn.
Tai Chi hat sich als wirksame Methode zur Senkung des Blutdrucks erwiesen und wird sogar als Ergänzung zu Medikamenten bei Bluthochdruck empfohlen. Es stimuliert die Muskelspannung und fördert die Durchblutung. Darüber hinaus reduziert es die Aktivität des sympathischen Nervensystems, das bei Stresssituationen das Hormon Kortisol freisetzt und das Herz-Kreislauf-System schwächen kann.
Tai Chi wurde auch für seinen positiven Einfluss auf die Lunge und die Atembeschwerden bei Lungenerkrankungen wie Ateminsuffizienz und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) untersucht. Regelmäßiges Tai Chi kann die Atembeschwerden lindern, das Lungenvolumen erhöhen und das Zwerchfell stärken. Eine weitere positive Auswirkung betrifft die Gelenke, insbesondere bei Krankheiten wie Arthrose. Tai Chi trainiert das Gleichgewicht, die Beweglichkeit der Gelenke und die Rotation des Beckens, was den Schmerz lindern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen kann.
Tai Chi zur Verbesserung der motorischen Funktionen bei Parkinson
Eine interessante Anwendung von Tai Chi besteht in der Verbesserung der motorischen Funktionen bei Parkinson-Patienten. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2014 zeigte, dass Tai Chi das posturale Gleichgewicht, die Haltungsstabilität, verbessert und die Bewegungen verlangsamt. Studien haben auch positive Effekte auf die Körperhaltung, die Sturzprophylaxe und die Feinsteuerung von Bewegungen gezeigt.
Die Auswirkungen von Tai Chi auf das Gehirn
Eine Vielzahl von Studien in den letzten 20 Jahren hat gezeigt, dass Tai Chi positive Auswirkungen auf das Gehirn hat. Eine Studie der Universität Peking aus dem Jahr 2019 untersuchte die Auswirkungen von acht Wochen Tai-Chi-Training auf das Gehirn und zeigte eine Zunahme der grauen Substanz, also der Neuronen und ihrer Verbindungen, in mehreren Hirnregionen.
Diese Zunahme der grauen Substanz wurde auch in anderen Studien beobachtet und geht mit Verbesserungen in verschiedenen kognitiven Bereichen einher. Tai Chi verbessert das Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, die kognitive Kontrolle und das Konzentrationsvermögen. Es kann auch die Symptome von Angstzuständen, Depressionen und Stimmungsschwankungen mindern und das Selbstwertgefühl steigern.
Ein regelmäßiges Tai-Chi-Training kann dazu führen, dass das Hirnvolumen insgesamt um ein Prozent wächst und die Dichte der Verbindungen zwischen verschiedenen Hirnregionen zunimmt. Dieser Effekt kann dazu beitragen, degenerative Erkrankungen wie Alzheimer und den kognitiven Verfall zu bremsen oder sogar zu verhindern.
Schlussfolgerung und Empfehlungen
Die wachsende Anzahl von Studien zur Wirkung von Tai Chi auf die Gesundheit und das Gehirn legt nahe, dass regelmäßiges Tai-Chi-Training eine sinnvolle Ergänzung zu einem gesunden Lebensstil sein kann. Die positiven Auswirkungen auf die Muskulatur, das Gleichgewicht, die Atemwege und das Gehirn machen Tai Chi zu einer vielseitigen und effektiven Form des Hirntrainings.
Für Menschen, die mit Bluthochdruck, Lungenerkrankungen oder Gelenkproblemen zu kämpfen haben, kann Tai Chi eine wertvolle Unterstützung sein. Insbesondere Parkinson-Patienten können von den verbesserten motorischen Funktionen und der Sturzprophylaxe profitieren.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Tai Chi regelmäßig und über einen längeren Zeitraum praktiziert werden sollte, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Die Motivation steigt oft, wenn man das Training mit Bekannten, Kollegen oder Freunden teilt. Es lohnt sich für Menschen jeden Alters, mit dem Training anzufangen, da Tai Chi viele positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit hat.
Insgesamt zeigt die wachsende Anzahl von Studien, dass Tai Chi ein effektives Hirntraining aus dem fernen Osten ist, das nicht nur die körperliche Gesundheit verbessert, sondern auch die geistigen Kräfte stärkt. Es ist eine praktische und zugängliche Methode, um das Wohlbefinden zu steigern und das Gehirn fit zu halten.
<< photo by Fahri Baghirov >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.