Die IAA in München: Mobilität und Gemeinschaft

IAA in München: Menschen verbinden

Von Holger Appel – Aktualisiert am 04.09.2023 – 14:30

Ob Messen noch ein geeigneter Ort der Begegnung sind, darüber wurde insbesondere nach der Corona-Pandemie viel diskutiert. Die klassisch aufgebaute Automesse IAA war vorher schon einer Radikalkur unterzogen worden. Unter dem Eindruck stärker spürbaren Gegenwinds und eines lustlosen Oberbürgermeisters wurde sie von ihrem Stammplatz Frankfurt und aus den Hallen geholt. Stattdessen findet sie in München statt, vom 5. bis 10. September zum zweiten Mal, und sie verteilt sich über die Innenstadt, wo Menschen eher beiläufig ausgestellten Autos begegnen.

Die Bedeutung der IAA

Die IAA ist nicht irgendeine Messe. Sie war in Frankfurt über Jahrzehnte die bedeutendste Autoausstellung der Welt, rund 750.000 Besucher pilgerten alle zwei Jahre in die Hallen der Mainmetropole. Davon war München vor zwei Jahren meilenweit entfernt, es gab Klagen über die große Entfernung zwischen Innenstadt und Messehalle, für Journalisten waren die Termine ob der Distanzen nicht zu halten, doch Barrieren für die Berichterstatter mögen den Endverbraucher wenig kümmern.

Veränderungen und Strömungen

Die Freiluftveranstaltungen der IAA in München sind flankiert von einem Programm für Fachbesucher, das in der Hauptsache auf dem Messegelände in Riem abgehalten wird. Das Konzept bietet Vorteile, unter anderem, weil es auch zufällig vorbeikommende Passanten anspricht und womöglich Berührungshürden senkt. Es hat aber auch Nachteile, weil die Wege lang sind und der typisch dichte Charakter fortlaufenden Staunens über Stars und Sternchen aufgelöst wird. Zudem sind nicht alle Münchner begeistert, dass auf ihren Plätzen Messestände aufgebaut sind.

Auffällig ist, dass einige große Automobilhersteller fehlen. Der Vielmarkenkonzern Stellantis mit Marken wie Fiat, Peugeot, Citroën, Alfa Romeo und Jeep ist nicht vertreten. Auch Hyundai, Kia, Ferrari, Rolls-Royce und Volvo fehlen. Die Abwesenheit dieser Marken lässt gewisses Unbehagen in den Firmenzentralen vermuten, sodass einige als Trittbrettfahrer ins Geschehen schlüpfen und Pop-up-Stores mieten, um ihre Produkte zu präsentieren. Zudem werden Tesla und einige chinesische Anbieter erwartet.

Zukunftsaussichten und Herausforderungen

Die IAA in München erwartet sowohl Begeisterung als auch Protestaktionen von Aktivisten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die europäische und deutsche Autoindustrie die Herausforderungen einer prosperierenden Zukunft bewältigen wird. Die Entwicklung des Marktes wird von vielen aufmerksam beobachtet.

Ein Kommentar des ehemaligen Präsidenten des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, Hans-Werner Sinn, verdeutlicht die Bedeutung der Autoindustrie für die deutsche Wirtschaft und äußert Kritik an der Verbotspolitik: “Die Autoindustrie, das Herzstück der deutschen Wirtschaft, wurde durch die Verbotspolitik im Mark getroffen. Amerikanische und bald auch chinesische Unternehmen, die den deutschen Herstellern bei den Verbrennermotoren nie das Wasser hatten reichen können, erobern das Feld. Mit einer Marktentwicklung, die man verschlafen hat, hat das Ganze nichts zu tun. Es ist Planwirtschaft pur.”

Es bleibt abzuwarten, wie die IAA in München verlaufen wird und ob sie weiterhin eine wichtige Plattform für die Automobilbranche bleiben wird.