Tatort München: Königinnen im Kampfmodus
Von Heike Hupertz
Aktualisiert am 29.10.2023 – 11:00
In der 93. Folge des “Tatorts” aus München, mit dem Titel “Königinnen“, werden die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr in das fiktive Gmeiningen geschickt, um eine mysteriöse Kriminalgeschichte rund um junge Frauen, einen MeToo-Vorfall und eine “Königinnen-Wahl” zu lösen. Der Drehbuchautor Robert Löhr hat mit diesem “Tatort” den zahlreichen Königinnen in Bayern eine verdiente Hommage gewidmet. Doch dieser Fall ist nicht nur spannend, sondern auch ein Beitrag zur #MeToo-Debatte.
Der “Tatort: Königinnen” bietet einen unterhaltsamen Mix aus traditionellem Brauchtum, wirtschaftlichen Interessen und politischen Intrigen. Die Kommissare fühlen sich zwischen Traktoren-Umzügen, Marketing im Dirndl und handfesten Regionalkonkurrenzen als “alte weiße Großstädter” wie Elefanten im Porzellanladen. Doch Regisseur Rudi Gaul und Kameramann Michael Hammon haben es geschafft, die ernste Thematik der #MeToo-Bewegung in eine satirisch-pointierte Handlung einzubetten, ohne sie zu kapern.
Die Besetzung mit Veronica Ferres und Wolfgang Fierek verleiht dem “Tatort” zusätzlich eine subtile humoristische Note. Die Handlung lässt Raum für Mörder(innen)suche und verbindet dies mit einem Aschenputtel-Motiv sowie einer Schlägerei unter den Königinnen in Stiefschwesternmanier. Gleichzeitig bietet der Film Einblicke in die Welt des Brauchtums, des Marketings und der Karriereplanung.
Allerdings enthält der “Tatort: Königinnen” auch Elemente von sexualisierter Gewalt und Diskriminierung. Die Veranstalterin Sylvia, gespielt von Veronica Ferres, verkörpert eine Verächterin der #MeToo-Debatte, die ihre Geschäftsinteressen über moralische Bedenken stellt.
In der Geschichte dreht sich alles um ein Attentat auf Josef Gehrling, den Macher der Königinnenwahl, der mit einem Bolzenschussgerät ins Koma befördert wurde. Während Gehrling im Koma liegt, hat er traumhafte Rückblenden, in denen er seine Machtposition ausnutzt und junge Frauen, darunter auch eine Transfrau, verbal demütigt. Veronica Ferres und Wolfgang Fierek sorgen mit ihrer Darbietung dafür, dass der “Tatort: Königinnen” zu einem hintersinnigen Volkstheater wird.
Die Kommissare Batic und Leitmayr, im Zustand altersmilder Selbstironie, geben ihren Kampf gegen die Winkelzüge und Intrigen auf und ziehen die Waffen strecken. Der “Tatort: Königinnen” bietet neunzig Minuten Krimiunterhaltung mit Mehrwert.
<< photo by Indy Flow >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.
Sie könnten lesen wollen !
- Krimi im Fokus: Eine kritische Analyse des Münchner »Tatort« – Ein Schnellcheck
- Verletzungssorgen bei Dani Olmo: Langwierige Ausfallzeit bestätigt
- Die Enttäuschung nach dem Remis gegen Dortmund: Die Stimmen zum Spiel der Eintracht
- Deutsche Weinkönigin: Ein Höhepunkt für fränkische Weinbaukunst
- Franken feiert: Die Krönung der neuen Deutschen Weinkönigin