Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis ist tot
Politische Karriere und historische Bedeutung
Die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis ist im Alter von 80 Jahren verstorben. Simonis war die erste Frau, die an der Spitze eines Bundeslandes stand und hat damit Geschichte geschrieben. Ihre politische Karriere erstreckte sich über Jahrzehnte und sie war bekannt für ihre Offenheit, Schlagfertigkeit und Unerschrockenheit. Als Volkswirtin begann sie ihre politische Laufbahn in Kiel, wo sie auch ihren Ehemann Udo kennenlernte.
1976 wurde sie als Abgeordnete in den Bundestag gewählt und eckte dort schon früh mit autoritären Parteigranden wie Herbert Wehner an. Sie wurde zur Haushaltsexpertin und kehrte 1988 nach Schleswig-Holstein zurück, wo sie Finanzministerin wurde. 1993 bekam sie die Chance, Ministerpräsidentin zu werden, nachdem ihr Vorgänger Björn Engholm wegen einer Falschaussage zurücktreten musste. Simonis gewann zweimal in Folge die Landtagswahlen und führte die Landesregierung in Kiel.
Das Scheitern von 2005 und die Folgen
Das tragische Ende von Simonis’ Karriere kam im Jahr 2005. Trotz massiver Verluste der SPD wollte sie sich nach der Wahl an der Spitze einer rot-grünen Minderheitsregierung halten, jedoch scheiterte sie in vier Wahlgängen im Landtag, da ein unbekannter Abweichler aus den eigenen Reihen ihr die Stimme verweigerte. Dieser politische Thriller wurde bundesweit verfolgt und prägte sich ins kollektive Gedächtnis ein.
Das Scheitern von 2005 hatte eine tiefe Wirkung auf Simonis, und sie trat danach aus der Politik zurück. Ihre traumatische Erfahrung konnte sie nie ganz überwinden. Sie engagierte sich später als Vorsitzende des Kinderhilfswerks Unicef in Deutschland, trat aber auch hier mitunter provokant auf. Im Alter wurde es zunehmend ruhig um Simonis, die mit ihrem Ehemann in Kiel lebte und dort ihre Hobbys wie das Nähen von bunten Steppdecken pflegte. Gelegentlich unterstützte sie noch ihre Partei in Wahlkämpfen oder gab Interviews, insbesondere zum Thema Scheitern.
Politische Reaktionen auf den Tod von Heide Simonis
Der Tod von Heide Simonis hat politische Persönlichkeiten in Deutschland tief bewegt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte sie als eine Pionierin, die die Demokratie geprägt und auch weiblicher gemacht habe. Bundeskanzler Olaf Scholz nannte Simonis ein Vorbild für viele in der Politik und betonte ihre Durchsetzungsstärke. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther würdigte Simonis als eine große Politikerin und leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin.
Robert Habeck, Vizekanzler und ebenfalls aus Schleswig-Holstein stammend, nannte Simonis eine Ikone und eine starke, charismatische Frau. Der ehemalige Ministerpräsident Björn Engholm lobte ihre fachliche Kompetenz, ihren Witz und ihre Sprachgewalt. Es ist klar, dass Heide Simonis auch nach ihrem politischen Scheitern immer noch hoch angesehen war und als eine der herausragendsten Frauen in der deutschen Politik der Nachkriegszeit gilt.
<< photo by Mika Baumeister >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.