Norwegischer Autor Jon Fosse erhält Literaturnobelpreis
Der Dramatiker Jon Fosse aus Norwegen wird mit dem renommierten Literaturnobelpreis ausgezeichnet, wie von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften bekannt gegeben wurde. Fosse ist der erste norwegische Schriftsteller, der diese Ehre seit fast 100 Jahren erhält. Die Auszeichnung würdigt seine innovativen Theaterstücke und Prosatexte, die laut dem Nobelpreis-Komitee “dem Unsagbaren eine Stimme geben”. Fosses Werk umfasst eine breite Palette von Genres, einschließlich Theaterstücken, Romanen, Gedichtsammlungen, Kinderbüchern und Essays.
Ein düsterer Melancholiker
Die Umgebung, in der Jon Fosse aufgewachsen ist, ist geprägt von Abgeschiedenheit, Ruhe und dem Meer. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in einem kleinen Dorf an einem Fjord an der Westküste Norwegens. In seinen Romanen und Theaterstücken schwingt oft etwas Melancholisches, Düsteres und sogar Mystisches mit. Fosse verhandelt existenzielle Themen mit einem zarten Humor, der seine Protagonisten häufig tief melancholisch und mit gescheiterten Lebensplänen darstellt.
Fosses Protagonisten und ihr Blick auf das Leben
In einem seiner mit dem Ibsen-Preis ausgezeichneten Monologe “So ist das” lässt Fosse einen greisen Künstler auf sein Leben zurückschauen und in eine ungewisse Zukunft blicken. Nach drei gescheiterten Ehen und Kindern, die ihn seit Langem nicht mehr besuchen, bleibt ihm nur noch sein Werk. Fosse thematisiert existenzielle Fragen im Kontext des konkreten und physischen Endes eines Menschenlebens. Gleichzeitig ist das Stück von einem zarten Humor durchzogen, der damit zusätzliche Tiefe erhält.
Minimalistische Sprache mit poetischem Rhythmus
Auch Fosses Prosatexte wurden in den letzten Jahren von der Literaturkritik gefeiert. Das Buch “Trilogie”, das auch auf Deutsch erschienen ist, enthält die Erzählungen “Schlaflos”, “Olavs Träume” und “Abendmattigkeit”. In diesen Geschichten geht es um Liebe und Mord, Barmherzigkeit und Kälte, den Kreislauf des Lebens und das Sterben. Sie sind in einer minimalistischen Sprache geschrieben, die eine starke emotionale Wirkung erzeugt.
Die Heptalogie um den Maler Asle
Fosses Opus Magnum ist eine siebenbändige Reihe über den Maler Asle, der seit dem Tod seiner Frau allein in einem kleinen Ort an der Südwestküste Norwegens lebt. Der Rowohlt Verlag hat diese Reihe in Deutschland in drei Büchern veröffentlicht, wobei das Buch “Der andere Name” die ersten zwei Bände und das Buch “Ich ist ein anderer” die Bände drei bis fünf enthält. Die letzten beiden Bände sind noch nicht ins Deutsche übersetzt.
In der Tradition großer norwegischer Schriftsteller
Jon Fosse ist einer der meistgespielten Theaterautoren der Gegenwart und der nach Henrik Ibsen am häufigsten gespielte norwegische Dramatiker. Vor ihm wurden bereits drei andere norwegische Autoren mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet: Sigrid Undset (1928), Bjørnstjerne Bjørnson (1903) und Knut Hamsun (1920). Fosses Werke stehen damit in der Tradition großer norwegischer Schriftsteller.
Der Einfluss der deutschen Literatur auf den Literaturnobelpreis
Insgesamt gab es elf Nobelpreisträger und drei Nobelpreisträgerinnen, die in deutscher Sprache geschrieben haben. Der letzte Preisträger aus dem deutschsprachigen Raum ist der Österreicher Peter Handke (2019). Zu den deutschsprachigen Preisträgern zählen namhafte Autoren wie Thomas Mann, Hermann Hesse, Nelly Sachs, Heinrich Böll und Elfriede Jelinek. Die deutsche Literatur hat einen bedeutenden Einfluss auf die Vergabe des Literaturnobelpreises.
Die Auszeichnung von Jon Fosse mit dem Literaturnobelpreis würdigt sein herausragendes Schaffen in der norwegischen Literatur und ehrt seine innovativen Werke, die die Grenzen des Schreibens und Theaters erweitern. Fosse hat es geschafft, existenzielle Themen mit einer bemerkenswerten poetischen Sprache und einer einzigartigen Atmosphäre zu behandeln. Seine Werke werden zweifellos weiterhin große Aufmerksamkeit und Wertschätzung von Lesern und Theatergruppen auf der ganzen Welt erhalten.
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Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.