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Impfverschwörer auf der Anklagebank: Der Medizin-Nobelpreis als klare Botschaft

Impfverschwörer auf der Anklagebank: Der Medizin-Nobelpreis als klare Botschaft

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Medizin-Nobelpreis: Gegen die tauben Reflexe der Impfverschwörer

Ein Kommentar von Joachim Müller-Jung

Aktualisiert am 02.10.2023 – 13:40

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Eine Demonstration von Impfgegnern im Dezember 2021 in Frankfurt. Bild: Lucas Bäuml

Ein Machtwort der Nobelorganisation

Warum der Medizin-Nobelpreis für die unbeirrbaren und immer wieder angefeindeten Entwickler von mRNA-Impfstoffen mehr als verdient ist.

Die Würdigung der beiden RNA-Impfstoff-Pioniere Katalin Karikó und Drew Weissman ist der vielleicht wichtigste und cleverste Schachzug der Nobelorganisation gegen die zersetzenden, antiwissenschaftlichen Falschinformationskampagnen in den vergangenen Jahren. Die Corona-Pandemie hat einen Sumpf an Verschwörungstheorien entstehen lassen, der – aufgehängt an den Impfstoffen – immer noch tiefer zu werden droht.

Kein ernster Zweifel an der genialen Leistung

Man kann Impfungen aus vielerlei Gründen ablehnen, seien diese weltanschaulich, esoterisch fundiert oder – was gern vergessen wird – auch medizinisch begründet. Aber an der historischen, ja genialen Leistung von Wissenschaftlern, die im besten Sinne von Alfred Nobels Ansinnen handelten, für die Menschheit etwas absehbar und nachweislich Nützliches auf den Weg zu bringen, kann es im Fall der mRNA-Impfstoffe keinen ernsten Zweifel geben.

Als besonders hartnäckig hat sich die von Anfang an kolportierte Überzeugung einer Querdenkerkaste erwiesen, mit der mRNA-Vakzine würden gesunde Menschen mit Gentechnik behandelt. Tatsächlich handelt es sich bei der mRNA, der Boten-Ribonukleinsäure, um winzige, harmlose Fragmente jener Geninformation, mit der sich das Virus selbst seinen Weg in den menschlichen Körper bahnt. Kein Virus, keine vermehrungsfähige Erbinformation, nicht einmal ein einziges biochemisches Element wird genutzt, das in den Zellkern und damit in die Kommandozentrale unserer Zellen eindringt, in denen die kolportierte Genmanipulation stattfinden könnte.

Die Bedeutung der mRNA-Technik

Die im Labor entwickelte und von den beiden Nobelpreisträgern maßgeschneiderte und vor allem stabile mRNA ist nicht mehr Gentechnik, als es sämtliche seit Jahrhunderten erzeugten, lebensrettenden Impfstoffe je waren. Sie ist vielmehr ein historischer Glücksfall. Dass die seit Jahrzehnten von Karikó und Weissmann und einigen anderen RNA-Forschern – auch gegen die Überzeugungen vieler Akademikergruppen – vorangetriebene Entwicklung der mRNA-Technik in der Krebsmedizin den Weg aus einer Infektionsnotlage geführt und mutmaßlich Abermillionen Menschenleben gerettet hat, ist inzwischen nicht mehr zu leugnen. Die wissenschaftlichen Evidenzen und die Realwelt-Empirie sind unabweisbar.

Rückblickend hat die mit der niederschmetternden Realität der Seuche herbeigeführte Not den medizinischen Fortschritt in einem nie dagewesenen Tempo beschleunigt. So gesehen, war die Corona-Pandemie nicht nur der Ernstfall für unausweichliche globale Gesundheitskrisen, die zu beherrschen wir dringend besser lernen müssen, sie war auch der Durchbruch für eine biotechnologische Erfindung, die der Medizin insgesamt noch wertvolle Dienste leisten dürfte.

Das Kollektiv über individuelle Risiken

Dass diese Neuerung kein Wundermittel ist, also auch vereinzelt Nebenwirkungen eintreten können, dass sie darüber hinaus auch ökonomisch genutzt wird wie im Fall der mRNA-Mitentwickler Biontech oder Moderna, liegt in der Natur der Sache. Kein Medikament der Welt wirkt bei allen Menschen gleich. Ja mehr noch: Wenn der gesundheitliche Nutzen die Risiken insgesamt so deutlich überwiegt wie schon jetzt im Falle der ersten mRNA-Impfstoffe, kann es auch gerechtfertigt sein, den Nachweis des kollektiven Nutzens für die Menschheit gewissermaßen schon im Experimentalstadium zu belohnen.

Und wenn wie bei den mRNA-Impfstoffen ein pseudowissenschaftlicher Sumpf der Desinformation erzeugt wird, der das Vertrauen in die wissenschaftliche Absicherung solcher Fortschritte zu unterminieren versucht, besteht sogar dringender Handlungsbedarf von Wissenschaftsautoritäten wie der Nobelorganisation.

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

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Quelle: FAZ.NET

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Otto Weber

Hallo, ich bin Otto Weber. Als Technikjournalist widme ich mich den neuesten Entwicklungen in der Technologie und wie diese unser Leben beeinflussen. Von Künstlicher Intelligenz bis hin zu grünen Technologien, ich bin stets bemüht, die Auswirkungen und Potenziale dieser Entwicklungen zu erklären.

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