Referendum über Aborigines-Rechte in Australien gescheitert
14. Oktober 2023
Eine deutliche Mehrheit gegen die Stärkung der Rechte der Aborigines
In einer historischen Volksbefragung haben sich die Australier mit großer Mehrheit gegen die Stärkung der Rechte der Ureinwohner ausgesprochen. Bei dem sogenannten Voice-Referendum sprachen sich mehr als 50 Prozent der 18 Millionen Wahlberechtigten gegen das Vorhaben aus. Auch alle sechs Bundesstaaten haben vorläufigen Ergebnissen zufolge dagegen gestimmt. Damit werden die Aborigines auch in Zukunft kein größeres politisches Mitspracherecht bekommen.
Eine Verfassungsänderung ist nötig
Für eine Verfassungsänderung ist in Australien eine doppelte Mehrheit erforderlich. Nicht nur müssen mehr als 50 Prozent aller Wähler “Ja” sagen, auch die Mehrheit der Bundesstaaten muss dafür sein. Das Referendum hatte das Ziel, den Aborigines ein in der Verfassung verankertes Mitspracherecht im Parlament einzuräumen. Im Erfolgsfall hätten die Indigenen ein gewähltes Gremium gehabt, das das Parlament in Angelegenheiten beraten hätte, die sie direkt betreffen. Die Entscheidung, diesen Ratschlägen zu folgen oder nicht, hätte den Abgeordneten überlassen bleiben.
Spaltung der Gesellschaft
Auch 200 Jahre nach der Kolonisierung Australiens durch die Weißen leben viele Ureinwohner noch immer am Rand der Gesellschaft. Trotz der langen Geschichte der Unterdrückung und Diskriminierung reichten die Stimmen für eine Stärkung ihrer politischen Rechte nicht aus. Dies spiegelt die gespaltene Meinung der Gesellschaft wider und wirft Fragen nach der Gleichberechtigung und dem Umgang mit den indigenen Völkern auf.
Editorial: Die verpasste Chance der australischen Gesellschaft
Das Scheitern des Referendums über die Stärkung der Rechte der Aborigines ist eine traurige Nachricht für Australien und ein Rückschlag für die Bemühungen um Gleichberechtigung und Versöhnung. Die Aborigines sind die älteste noch bestehende Kultur der Welt und haben den Kontinent seit mehr als 65.000 Jahren bevölkert. Doch trotz ihrer langen Geschichte und ihres bedeutenden Beitrags zur australischen Kultur und Identität leben viele Ureinwohner am Rande der Gesellschaft.
Das Referendum hätte die Chance geboten, die Stimmen der Aborigines anzuerkennen und sie in die politischen Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Es hätte die Möglichkeit geschaffen, die Diskriminierung und Ungleichbehandlung zu überwinden und die Kluft zwischen den indigenen Völkern und der Mehrheitsgesellschaft zu verringern. Doch die australische Bevölkerung hat sich mehrheitlich gegen diese Möglichkeit entschieden.
Die Gründe für dieses Ergebnis sind vielfältig. Die konservative Opposition hat in den letzten Monaten gezielt Stimmung gegen die Pläne gemacht und die Meinung im Land gedreht. Auch einige Indigene waren gegen das Vorhaben, da es ihrer Ansicht nach nicht weit genug ging. Diese gespaltene Meinung innerhalb der indigenen Gemeinschaft zeigt, dass es keinen Konsens darüber gibt, wie die Rechte und Interessen der Aborigines am besten vertreten werden können.
Doch selbst wenn das Ergebnis enttäuschend ist, sollten die Bemühungen um Gleichberechtigung und Versöhnung nicht aufhören. Die australische Regierung, die Zivilgesellschaft und die indigenen Gemeinschaften sollten weiterhin zusammenarbeiten, um die Lebensbedingungen der Aborigines zu verbessern und Diskriminierung zu bekämpfen. Nur durch eine umfassende Anerkennung der indigenen Rechte und eine echte Einbeziehung der Ureinwohner in politische Entscheidungsprozesse kann Australien zu einem gerechteren und inklusiveren Land werden.
Ausblick und Empfehlungen
Das Streben nach Gleichberechtigung fortsetzen
Trotz des Scheiterns des Referendums sollten die Bemühungen um Gleichberechtigung und Anerkennung der indigenen Rechte fortgesetzt werden. Die Regierung und die Gesellschaft sollten sich weiterhin für eine umfassende Anerkennung der Rechte und Interessen der Aborigines einsetzen. Dies umfasst den Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeitsmöglichkeiten sowie die Stärkung der indigenen Kulturen und Sprachen.
Diskriminierung und Ungleichbehandlung bekämpfen
Die Diskriminierung und Ungleichbehandlung der Aborigines muss aktiv bekämpft werden. Dies erfordert umfassende Maßnahmen auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Die Regierung sollte Gesetze und Programme zur Bekämpfung von Diskriminierung erlassen und sicherstellen, dass die Aborigines Zugang zu den gleichen Chancen und Ressourcen wie die Mehrheitsgesellschaft haben.
Echte Einbeziehung der indigenen Gemeinschaften
Die indigenen Gemeinschaften müssen in politische Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Dies erfordert eine aktive Zusammenarbeit und Konsultation mit den Aborigines bei der Entwicklung von politischen Maßnahmen, die sie direkt betreffen. Die Stimmen und Perspektiven der indigenen Völker müssen gehört und respektiert werden, um eine echte Versöhnung und ein harmonisches Zusammenleben zu erreichen.
Das Scheitern des Referendums ist ein Rückschlag für die Bemühungen um Gleichberechtigung und Versöhnung in Australien. Doch es sollte auch als Ansporn dienen, diese wichtige Arbeit fortzusetzen. Die australische Gesellschaft muss sich weiterhin für die Anerkennung und Wertschätzung der indigenen Kulturen und Rechte einsetzen, um eine gerechte und inklusive Gesellschaft für alle Australier zu schaffen.
<< photo by Divya Agrawal >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.
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