Medizin–Nobelpreis für zwei mRNA-Forscher
Grundlage für Corona-Impfstoffe: Medizin–Nobelpreis für zwei mRNA-Forscher
Am 2. Oktober 2023 wurde der Medizin–Nobelpreis an die ungarische Wissenschaftlerin Katalin Karikó und den US-amerikanischen Wissenschaftler Drew Weissman für ihre bahnbrechenden Leistungen in der mRNA-Forschung verliehen. Ihre Entdeckungen legten die Grundlage für die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus.
Der Durchbruch gelang Karikó und Weissman bereits im Jahr 2005, als sie herausfanden, wie man fremde mRNA in den Körper einsetzen kann, ohne dass das Immunsystem überreagiert. Diese Erkenntnisse waren entscheidend für die rasche Entwicklung wirksamer mRNA-Impfstoffe während der Covid-19-Pandemie, die im Jahr 2020 begann.
Das Nobelpreis-Komitee lobte die Forscher für ihre “bahnbrechenden Erkenntnisse”, die es ermöglichten, Impfstoffe so schnell wie nie zuvor zu entwickeln, um eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in der heutigen Zeit zu bekämpfen.
Karikó: Mutter wartete Jahr für Jahr auf Ehrung
Die Auszeichnung mit dem Medizin–Nobelpreis kam für Katalin Karikó überraschend. In einem Interview mit dem schwedischen Rundfunk sagte sie, dass ihre Mutter bereits vor zehn Jahren damit gerechnet hatte, dass ihr Name einmal genannt werden könnte. Leider verstarb ihre Mutter vor fünf Jahren im Alter von 89 Jahren. Sie hofft jedoch, dass ihre Mutter von oben zugehört hat.
Auch Drew Weissman war zunächst skeptisch, als er von der Ehrung erfuhr. Er saß auf seinem Bett und wartete, während er sich fragte, ob jemand einen Scherz mit ihm spielen würde. Obwohl er kein “großer Partygänger” ist, plant er, mit seiner Familie auszugehen und ein gutes Abendessen zu genießen, bevor er wieder zur Arbeit geht.
Karikó und Weissman: Durchbruch nach jahrelanger Forschung
Die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus durch die Unternehmen Biontech und Moderna war ein Meilenstein in der medizinischen Forschung. Doch die Grundlagen dieser Technologie wurden bereits vor mehr als 30 Jahren gelegt. Bereits Ende der 1980er Jahre fanden drei Wissenschaftler heraus, wie man mRNA mithilfe von Fetttröpfchen in Zellen einschleust und diese dazu bringt, das gewünschte Protein herzustellen. Allerdings geriet die mRNA-Forschung in den Hintergrund, als die Gentechnik immer mehr Fördermittel erhielt. Katalin Karikó glaubte jedoch weiterhin an das Potenzial der mRNA für die Medizin. Sie führte ihre Forschung ohne ausreichende Fördergelder fort, zunächst alleine im Labor und ab 1998 gemeinsam mit Drew Weissman.
Der Durchbruch gelang den beiden Wissenschaftlern, als sie einen Baustein der mRNA austauschten und dadurch erreichten, dass die mRNA nicht mehr in der Zelle abgebaut wurde. Karikó arbeitete von 2013 bis 2022 bei Biontech und ist jetzt als Beraterin tätig.
Katalin Karikó: Biochemikerin mit Durchhaltevermögen
Die 68-jährige Katalin Karikó wuchs in einem kleinen ungarischen Städtchen auf und stammte aus einfachen Verhältnissen. Schon als Schülerin interessierte sie sich für Biologie und absolvierte ein Studium an der Universität in Szeged, wo sie auch promovierte, spezialisiert auf mRNA-Moleküle. Ein Stipendium ermöglichte ihr in den 80er Jahren den Umzug in die USA, wo sie hauptsächlich an der University of Pennsylvania tätig war. Während dieser Zeit hatte sie viele Rückschläge zu verkraften und erhielt nur wenig Unterstützung. Dennoch glaubte sie weiterhin an das Potenzial der mRNA für die Entwicklung von Impfstoffen. Ende der 90er Jahre lernte sie Drew Weissman kennen und zusammen schafften sie es, den Einsatz von mRNA als Impfstoff zu ermöglichen. Neben dem Nobelpreis wurde Karikó bereits mit weiteren renommierten Auszeichnungen wie dem Breakthrough Prize, dem Paul-Ehrlich-Preis und dem Lasker-Award geehrt.
US-Immunologe Drew Weissman: Lieber Labor als Rampenlicht
Drew Weissman studierte an mehreren renommierten Universitäten, bevor er 1997 an die University of Pennsylvania kam, wo er bis heute tätig ist. Dort traf er zufällig auf Karikó und gemeinsam schafften sie es, den Einsatz von mRNA als Impfstoff zu ermöglichen. Weissman zeigte sich erfreut darüber, dass ihre Forschung einen großen Beitrag geleistet hat. Er selbst fühlt sich jedoch wohler im Labor als im Rampenlicht und plant, nach der Ehrung schnell wieder zur Arbeit zu gehen. Neben dem Lasker-Preis wurde er bereits mit weiteren renommierten Auszeichnungen wie dem Breakthrough Prize in Life Sciences, dem Prinzessin-von-Asturien-Preis und dem Preis der Robert-Koch-Stiftung geehrt.
Fazit
Die Verleihung des Medizin–Nobelpreises an Katalin Karikó und Drew Weissman für ihre Pionierarbeit in der mRNA-Forschung ist ein wichtiger Meilenstein in der medizinischen Forschung. Ihre Entdeckungen haben dazu beigetragen, dass während der Covid-19-Pandemie so schnell wie nie zuvor wirksame mRNA-Impfstoffe entwickelt werden konnten. Die Bedeutung dieser Forschung geht jedoch weit über das Coronavirus hinaus, da die mRNA-Technologie auch bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen andere Krankheiten eingesetzt werden kann. Die Auszeichnung der beiden Forscher zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, auch in schweren Zeiten in die Forschung zu investieren und das Potenzial neuer Technologien zu erkennen.
<< photo by Haotian Zheng >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.