Otfried Preußler: Auch Gespenster müssen niesen
Von Jürgen Kaube – Aktualisiert am 20.10.2023 – 13:24
Einleitung
Kinder wurden bei den alten Griechen, darauf hat Hannah Arendt hingewiesen, “die Neuen” genannt. Weil sie neu auf der Welt sind, muss ihnen erzählt werden, was bisher geschah. Das betrifft nicht nur Geschichte und Naturgeschichte, sondern auch die Sagen und Legenden. In ihnen ist altes Erfahrungs- und Traumwissen niedergelegt.
Kinderliteratur als Übermittler von Erfahrung und Fantasie
Was bisher geschah, das meint nicht nur Christus, den Dreißigjährigen Krieg, die Entdeckung der Schwerkraft und des Chloroforms, die Französische Revolution und den Kolonialismus. Was bisher geschah, das umfasst all das, was lange geglaubt wurde, auch die Vorgänge um Troja, die Metamorphosen, die Nibelungen und Grimms Märchen.
Die Kinder unserer Zeit werden seit Langem in eine Welt hineingeboren, die mit einigem Erfolg das Heldentum, die vielen Götter und Zwischenwesen sowie die Magie zurückgedrängt hat. Es gilt als ausgemacht, dass es keine Gespenster, Zauberer und Hexen gibt. Die moralischen und menschlichen Kosten, das Gegenteil anzunehmen, waren tatsächlich hoch.
Kinder spüren das bald, lassen sich aber zeitweilig auf den Vorbehalt ein, so ganz genau könne man das ja nicht wissen. Man kann ihnen nicht einfach mit Descartes kommen, wenn sie fürchten, draußen streiche ein Geist herum, oder mit Sozialgeschichte, wenn sie von Aschenputtel hören und dem tapferen Schneiderlein.
Die Bedeutung von Otfried Preußler
Einen Schriftsteller, der sich darum gekümmert hat, dass Kinder nicht zu früh erwachsen werden, gibt es jetzt schon einhundert Jahre. Otfried Preußler, vielen vielleicht bekannt durch Werke wie “Die kleine Hexe” oder “Der Räuber Hotzenplotz”, hat mit seinen Büchern Generationen von Kindern verzaubert und ihnen den Zugang zu einer Welt voller Fantasie und spannender Geschichten ermöglicht.
Preußler schreckte nicht davor zurück, traditionelle Elemente wie Gespenster, Zauberer und Hexen in seine Geschichten einzubauen. Er wusste um ihren Reiz und ihre Bedeutung für die kindliche Vorstellungskraft. Seine Bücher sind ein Plädoyer für die Notwendigkeit von Fantasie und Phantasie in der Entwicklung von Kindern.
Aktualität der Kinderliteratur
Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und der Fortschritt in Wissenschaft und Technik haben dazu beigetragen, dass die klassischen Märchen und Legenden immer mehr an Bedeutung verlieren. Kinder wachsen in einer Welt auf, die sich zunehmend rationalisiert und auf Fakten basiert.
Doch gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Realität oft sehr ernüchternd sein kann, brauchen Kinder einen Raum, in dem sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Die Kinderliteratur bietet diesen Raum und ermöglicht es den jungen Lesern, in eine Welt voller Abenteuer und Magie einzutauchen.
Editorial
Otfried Preußler hat mit seinen Werken wie “Die kleine Hexe” oder “Der Räuber Hotzenplotz” bewiesen, dass Kinderliteratur unverzichtbar ist. Durch seine Bücher hat er es geschafft, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen und den Kindern den Zugang zu einer Welt voller Fantasie und Wunder zu ermöglichen.
Es ist wichtig, dass wir die Bedeutung und Relevanz der Kinderliteratur weiterhin wertschätzen und fördern. Sie bietet den Kindern nicht nur Unterhaltung, sondern auch wichtige Lektionen über das Leben und die menschliche Natur. Durch die Geschichten lernen sie, mit Emotionen umzugehen, Regeln zu befolgen und Mut zu entwickeln.
Die Welt braucht Kinder, die kreativ und einfallsreich sind, die über den Tellerrand hinausschauen und neue Wege gehen. Kinderliteratur ist ein wesentlicher Teil dieser Entwicklung und sollte deshalb nicht unterschätzt werden.
Rat und Empfehlungen
Eltern und Erziehungsberechtigte sollten sich bewusst sein, wie wichtig es ist, ihren Kindern Zugang zur Kinderliteratur zu ermöglichen. Lesen Sie gemeinsam mit ihnen, tauchen Sie in ihre Fantasiewelten ein und diskutieren Sie die Geschichten. Dies stärkt nicht nur die Bindung zwischen Eltern und Kindern, sondern fördert auch deren kognitive und emotionale Entwicklung.
Lehrer und Pädagogen sollten Kinderliteratur als wertvolles pädagogisches Werkzeug anerkennen und in den Lehrplan integrieren. Geschichten und Märchen können wichtige Themen wie Freundschaft, Mut und Toleranz vermitteln und den Schülern helfen, ihre eigene Vorstellungskraft und Kreativität zu entfalten.
Die Gesellschaft sollte Kinderliteratur als Kunstform und Kulturgut unterstützen und fördern. Autoren und Verlage, die sich der Kinderliteratur verschrieben haben, sollten Anerkennung und finanzielle Unterstützung erhalten, um weiterhin qualitativ hochwertige Bücher für Kinder zu produzieren.
Die Kinderliteratur hat eine wichtige Rolle dabei, Kinder zu selbstbewussten und einfühlsamen Menschen heranwachsen zu lassen. Sie ermöglicht es ihnen, ihre eigenen Träume und Fantasien zu entdecken und zu entfalten. Otfried Preußler hat uns dies in seinen Werken eindrucksvoll gezeigt.
<< photo by Rutpratheep Nilpechr >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.
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