Schwarze Synthie-Schauer: Depeche Mode polarisiert in München - Eine AZ-KritikDepecheMode,München,AZ-Kritik,Synthie-Pop,Musik,Konzert,Polarisation
Schwarze Synthie-Schauer: Depeche Mode polarisiert in München - Eine AZ-Kritik

Schwarze Synthie-Schauer: Depeche Mode polarisiert in München – Eine AZ-Kritik

4 minutes, 29 seconds Read

Kritik: Depeche Mode Konzert in München

Schwarze Synthie-Schauer im Stadion

Am 21. Juni 2023 fand im Münchner Olympiastadion ein Konzert von Depeche Mode statt. Für viele Fans war es mehr als nur ein gewöhnliches Konzert – es war der Soundtrack ihres Lebens. Die Band hat in den letzten Jahrzehnten Höhen und Tiefen erlebt, genau wie ihre Fans. Bei der “Memento Mori”-Tour ließen Sänger Dave Gahan und Gitarrist Martin Gore die Vergänglichkeit des Lebens auf der Bühne anklingen. Trotz ihres Schicksals bewiesen sie, dass auch eine kleinere Inszenierung eine große Wirkung haben kann.

Die Show ohne Show

Im Vergleich zu anderen musikalischen Mega-Shows dieses Sommers in München, wie dem Feuerzauber von KISS oder dem Lichtermeer bei Harry Styles, war das Depeche Mode Konzert eher schlicht gehalten. Es gab kein Feuerwerk oder Konfetti, nur ein Buchstabe “M” und ein paar stimmige Lichteffekte. Die Band präsentierte gelegentlich Kunst von Anton Corbijn auf einer Leinwand im Hintergrund. Einige der visuellen Elemente, wie Eseln bei “It’s No Good” oder ein Totenkopf bei “Enjoy The Silence”, waren jedoch nicht für alle Fans verständlich. Dennoch präsentierte die Band eine Art Kleinkunstbühne, auf der die größten Hits ihres gesamten Musikgenres gespielt wurden. Es war keine spektakuläre Show, aber genau das hat sie besonders gemacht.

Trotz Schicksalsschlag: Depeche Mode spielen wieder in München

Vor gut einem Jahr hätte wohl niemand erwartet, die Band noch einmal live zu sehen. Das Gründungsmitglied Andy Fletcher verstarb plötzlich im Alter von 60 Jahren. Die Band bestand nun nur noch aus Gahan und Gore. Es wäre verständlich gewesen, wenn sie beschlossen hätten, ihre Musikkarriere zu beenden. Doch sie setzten das Konzert fort und widmeten Fletcher einen besonderen Moment. Während des Songs “World In My Eyes” wurde auf der Videoleinwand ein Porträt von Fletcher gezeigt, das langsam seine Augen schloss. Gahan trat in den Hintergrund und überließ seinem alten Freund die Bühne. In diesem Moment schien es, als hätte Fletcher aus dem Himmel einen wilden Regenschauer geschickt – ein unwirklicher und spektakulärer Moment.

Ein Duo harmoniert

Es war schön zu sehen, wie die beiden Hauptdarsteller, Gahan und Gore, anscheinend ihre früheren Streitigkeiten überwunden haben. Obwohl sie während des Konzerts nicht viel miteinander sprachen – wie es im Song “Enjoy The Silence” heißt – kamen sie immer wieder zusammen. Nach dem Song “Waiting For The Night” lagen sie sich sogar für einige Sekunden in den Armen. Ein Bild, das genauso surreal war wie das vorherige Gewitter. Auf dem Weg zurück zur Bühne sang Gahan zusammen mit Gore kurz und fast unhörbar “Riders on the Storm” von The Doors. Er scherzte dann lachend mit den durchnässten Fans: “Das spielen wir jetzt aber nicht.” Gahan war sichtlich gut gelaunt und zeigte sogar eine Freddie-Mercury-Parodie. Eine solche Fröhlichkeit war selten bei ihm zu sehen.

Dave Gahan: Eine Mischung aus Graf Dracula und sexy Snooker-Spieler

Es dauerte nicht lange, bis alle dem leicht erotischen Charme von Dave Gahan erlagen. Er war ein wahrer Menschenfänger und sah mit seiner knappen Weste aus wie eine Mischung aus Graf Dracula und einem sexy Snooker-Spieler. Mit seiner eindringlichen Stimme sang er Hits wie “Soul With Me” und “Precious”. Seine theatralischen Bewegungen auf der Bühne ließen nicht vermuten, dass er bereits 61 Jahre alt ist. Er verstand es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Schwarze Synthie-Klänge im Olympiastadion

Das Konzert führte die Fans in den schwarzen Kosmos der Synthie-Klänge und cineastischen Gitarrenriffs. Passend dazu waren fast alle Fans komplett in Schwarz gekleidet. Dieser düstere Stil gehört seit Jahren zum “Schwarzen Schwarm” der Depeche Mode-Fans und unterstützte die melancholischen Songs, die an diesem Abend gespielt wurden. Songs wie “In Your Room” und “Ghosts Again” standen dabei im Vordergrund. Natürlich dürfen aber auch die Party-Hits nicht fehlen, die mittlerweile in Stadien auf der ganzen Welt erklingen. Obwohl nicht alle eingefleischten Fans “Just Can’t Get Enough” auf der Setlist mochten, war es erfrischend, diesen Song laut im Regen zu brüllen.

Der Kloß im Hals bleibt

Am Ende des Konzerts blieb nicht nur der Kloß im Hals, sondern auch das Bewusstsein für die Vergänglichkeit des Lebens. Das Erwachen aus dieser zweistündigen musikalischen Hypnose fühlte sich an wie ein emotionaler Rausch. Depeche Mode boten ihren Fans nicht nur eine unvergessliche Show, sondern auch eine tiefgründige Erfahrung.

Quelle: Dominika Roseclay >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.

Sie könnten lesen wollen !

author

Hans Schmidt

Hallo, ich bin Hans Schmidt. Seit über zehn Jahren arbeite ich als Journalist bei einem der führenden deutschen Nachrichtensender. Meine Spezialität ist politischer Journalismus - besonders internationaler Politik und nationaler Politik. Ich strebe immer danach, den Zuschauern die genauesten und aktuellsten Informationen zu liefern.

Similar Posts