Sölden im Ötztal: Im Höhenrausch
Von Stephanie Geiger – Aktualisiert am 28.10.2023 – 11:11
Bildbeschreibung einblenden In Sölden wird geklotzt, manche nennen es auch Größenwahn: Veranstaltung auf dem Giggijoch. Bild: Lois Hechenblaikner
Gletscherskifahren, Weltcup, Après-Ski – es geht wieder los in den Tiroler Bergen. Ist dieser Trubel noch zeitgemäß? Oder nachhaltig? Ein Besuch im Ötztal.
Sölden, Rettenbachferner, Mitte September. Bagger und ein Sprengkommando machen sich auf der Rennpiste zu schaffen. Mit aller Gewalt wird dafür gesorgt, dass am letzten Oktoberwochenende der Ski-Weltcup in die neue Saison starten kann. Die Ötztaler möchten mit spektakulären Bildern aus der Gletscherwelt zeigen, wie schön ihr Tal ist, und sie möchten um Skifahrer werben. Ex-Profis wie Felix Neureuther und Aktive wie Mikaela Shiffrin dagegen stellen die gesamte Veranstaltung infrage.
Highend-Tourismus in Sölden
Sölden steht für Highend-Tourismus – vor allem im Winter: perfekt gepflegte Pisten, moderne Bahnen, Gletscherskifahren von Oktober bis Mai. Zudem gibt es Après-Ski-Bars, Tabledance-Clubs und Hauben-Gastronomie – alles, was für viele zu einem gelungenen Skiurlaub gehört, nur nicht ganz so exzessiv wie in Ischgl. Das Angebot kommt an: Zigtausende Wintersportler sind jeden Tag auf den Pisten von Sölden unterwegs. Die rund 20.000 Ötztaler leben gut von ihren fast 30.000 Gästebetten und zählen jedes Jahr vier Millionen Übernachtungen – von Gästen, die zu mehr als 80 Prozent mit dem eigenen Auto anreisen und nur zu vier Prozent mit dem Zug. Allein die Bergbahnen erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als hundert Millionen Euro.
Zeitgemäßer Tourismus oder Größenwahn?
Angesichts des steigenden Umweltbewusstseins und der Diskussion um Nachhaltigkeit stellt sich die Frage, ob der Tourismus-Trubel in Sölden noch zeitgemäß ist. Auf der einen Seite wird argumentiert, dass der Highend-Tourismus Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft der Region ankurbelt. Die Bewohner des Ötztals profitieren von den Einnahmen, die der Tourismus mit sich bringt. Auf der anderen Seite stehen jedoch die Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen. Der massive Einsatz von Maschinen, um die Pisten zu präparieren und die Rennen abzuhalten, trägt zur Umweltbelastung bei. Auch die hohen CO2-Emissionen durch die Anreise der Gäste mit dem Auto sind ein Problem. Der Skisport an sich wird zunehmend hinterfragt, da er oft als Symbol für Luxus und Überfluss angesehen wird.
Philosophische Diskussion
In einer zunehmend ökologisch bewussten Welt müssen wir uns fragen, ob der Highend-Tourismus in Sölden noch mit unseren Werten vereinbar ist. Ist es moralisch vertretbar, eine Region zu überfluten und die Natur für den Tourismus zu “zersiedeln”? Sind die Arbeitsplätze und die wirtschaftlichen Vorteile es wert, die Umwelt zu belasten? Gibt es alternative Formen des Tourismus, die sowohl den Bedürfnissen der Touristen als auch den ökologischen Zielen gerecht werden? Diese Fragen erfordern eine ethische Debatte und einen ausgewogenen Blick auf die verschiedenen Interessen und Werte, die miteinander in Konflikt geraten.
Editorial: Die Balance finden
Es ist wichtig, dass wir sowohl die wirtschaftlichen als auch die ökologischen Auswirkungen des Tourismus in Sölden im Ötztal berücksichtigen. Die Bewohner der Region haben ein Recht auf wirtschaftliche Sicherheit, aber gleichzeitig müssen wir auch die Verantwortung für unseren Planeten übernehmen. Der Highend-Tourismus kann weiterhin eine wichtige Rolle spielen, aber es müssen verstärkt nachhaltige Maßnahmen ergriffen werden. Dies könnte eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr bedeuten, den Einsatz von umweltfreundlicherer Technologie in den Skigebieten oder die Förderung eines bewussteren Konsumverhaltens bei den Touristen. Nur durch eine ausgewogene Balance können wir sicherstellen, dass der Tourismus in Sölden auch in Zukunft tragfähig ist.
Aus Sicht eines Reisenden
Als Reisender sollten wir uns bewusst sein, dass unser Handeln Auswirkungen hat. Bei der Wahl eines Skiurlaubs sollte nicht nur die Schönheit der Pisten im Vordergrund stehen, sondern auch die Nachhaltigkeit des Reiseziels. Wir sollten uns fragen, wie wir umweltfreundlicher reisen können, ob es alternative Reiseziele gibt, die weniger umweltbelastend sind, und wie wir unseren Aufenthalt vor Ort nachhaltig gestalten können. Indem wir bewusste Entscheidungen treffen und unsere Reisepläne mit unseren Werten in Einklang bringen, können wir einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten.
<< photo by garrett parker >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.
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