Der „Tatort“ aus Zürich: Blinder als Justitia ist nur der Hass
Von Oliver Jungen – Aktualisiert am 24.09.2023 – 15:22
Der Zürcher „Tatort“ vom 24.09.2023 mit dem Titel „Blinder Fleck“ thematisiert alte und neue Kriege sowie die Frage, wem der Himmel gehört: den Vögeln oder den Drohnen. Die Geschichte dreht sich um ein Start-up, dessen Software die Gesichtserkennung bei Überwachungsdrohnen unmöglich machen soll. Als die Gründer des Start-ups ermordet werden, gerät die junge Zeugin Ella in Lebensgefahr. Die Kommissarinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott ermitteln in diesem hochaktuellen Fall, der Verbindungen zu Kriegsverbrechen in Bosnien aufdeckt.
Die Handlung
Der Zürcher „Tatort: Blinder Fleck“ zeigt sich in Tonart und Konsistenz deutlich anders als der vorherige, langatmige und grelle „Tatort: Seilschaft“. Die Geschichte wird konzentriert und packend erzählt. Die Gespräche zwischen den Kommissarinnen sind informativ und kommen ohne drögen Ermittlungssprech aus. Die Kameraführung erzeugt eine leicht schwebende und bewegte Perspektive, die an eine Überwachungsdrohne erinnert.
Der führende Hersteller von Überwachungsdrohnen, Ken Rumpf, hat kein Interesse daran, dass eine Software sein Geschäftsmodell gefährdet. Durch seine Verbindungen gelingt es ihm, den Mitinhaber des Start-ups auf seine Seite zu bringen. Obwohl die Thematik des Films auf spekulative Zukunftsdystopien hindeutet, wird hier die Realität von Kriegsverbrechen eingeholt. Es stellt sich heraus, dass die Personen, die mit dem Mord an den Gründern in Zusammenhang stehen, auch eine Verbindung zu einem Kriegsverbrechen in Bosnien im Jahr 1993 haben. Die junge Zeugin Ella, die den Mord beobachtet hat, wird in diesem Zusammenhang traumatisiert, da auch ihr Vater Opfer dieses Verbrechens war.
Die Bedeutung des Kriegs
Der Film zeigt auf subtile Art und Weise die Auswirkungen von Kriegstraumata und wie sie sich in das Leben der Menschen einschreiben. Die Verheerungen des Krieges werden durch polizeiliche Maßnahmen kaum zu bewältigen sein. Die Auflösung des Films zeigt allegorische Bilder, die die beiden Formen der Kriegsführung, nämlich die moderne von oben und die herkömmliche von unten, wieder zusammenführen.
Fazit
Insgesamt ist der Zürcher „Tatort: Blinder Fleck“ ein vielschichtiger und souverän gespielter Film, der hochaktuelle Themen behandelt. Er zeigt, wie schwer es ist, Kriegstraumata zu bewältigen, und verdeutlicht gleichzeitig die Gefahren moderner Technologien wie Überwachungsdrohnen. Der Film regt zum Nachdenken über Gerechtigkeit und Hass an und verdeutlicht, dass noch viel Arbeit erforderlich ist, um eine gerechtere Welt zu schaffen.
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Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.
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