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Umstrittenes Düngemittel: Europäische Union zeigt sich zögerlich über weitere Maßnahmen

Umstrittenes Düngemittel: Europäische Union zeigt sich zögerlich über weitere Maßnahmen

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Umstrittenes Düngemittel: Zunächst keine EU-Mehrheit für weitere Glyphosat-Zulassung

Eine erneute Zulassung von Glyphosat vorerst gescheitert

Ein Expertengremium der EU-Mitgliedstaaten konnte sich am Freitag in Brüssel nicht auf eine erneute Zulassung von Glyphosat einigen. Damit erlitt der Hersteller Bayer einen Rückschlag. Der Vorschlag der EU-Kommission, den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels für weitere zehn Jahre zu erlauben, wurde auf November verschoben. Mehrere Mitgliedsländer, darunter Deutschland und Frankreich, hatten angekündigt, gegen die Zulassung zu stimmen oder sich zu enthalten. Die Bundesregierung hat bisher keine einheitliche Position zu dem Thema gefunden.

Uneinigkeit unter den EU-Ländern

Auch andere Länder wie Österreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande lehnen eine erneute Zulassung des Unkrautvernichters ab. Frankreich forderte zuletzt Änderungen an dem Vorschlag und argumentierte, dass Glyphosat verboten werden sollte, sobald es Alternativen gibt. Die Kommission hatte vorgeschlagen, den Einsatz von Glyphosat um zehn Jahre zu verlängern, allerdings unter bestimmten Bedingungen wie der Einhaltung von Pufferstreifen und der Begrenzung der Menge und Häufigkeit des Pestizideinsatzes.

Bedeutung der qualifizierten Mehrheit

Um den Kommissionsvorschlag anzunehmen, wäre eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten erforderlich. Mindestens 15 der 27 Mitgliedstaaten, die zusammen mindestens 65 Prozent der Bevölkerung repräsentieren müssen, müssen zustimmen. Die Stimmen bevölkerungsreicher Länder wie Deutschland und Frankreich haben somit ein größeres Gewicht. Sollte es im November zu keiner Einigung kommen, kann die EU-Kommission allein eine Entscheidung treffen. Nur wenn die Staaten mit qualifizierter Mehrheit gegen den Vorschlag stimmen, wäre die Neuzulassung des Glyphosats vorläufig vom Tisch.

Die kontroverse Geschichte von Glyphosat

Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat steht seit Jahren im Fokus der Kritik. Die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation stufte das Mittel 2015 als “wahrscheinlich krebserregend beim Menschen” ein. Andere Institutionen wie die Europäische Chemikalienagentur, die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit, das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung und die US-Umweltbehörde EPA kommen hingegen zu dem Schluss, dass Glyphosat nicht als krebserregend, genverändernd oder fortpflanzungsgefährdend eingestuft werden kann.

Verstrickungen von Bayer und rechtliche Konsequenzen

Der ehemalige US-Hersteller Monsanto, der nun zum Bayer-Konzern gehört, führte Glyphosat 1974 unter dem Handelsnamen “Roundup” ein. Heute macht das Mittel etwa 25 Prozent des weltweiten Herbizidmarktes aus. In Deutschland wurden im Jahr 2021 knapp 4100 Tonnen Glyphosat eingesetzt. Das Mittel wird vor allem in der Obst-, Gemüse- und Weinbauindustrie verwendet, gefolgt vom Getreideanbau. Länder wie Spanien, Italien und Frankreich haben einen deutlich höheren Verbrauch als Deutschland oder Großbritannien.

Obwohl Glyphosat-Hersteller Bayer den Verdacht einer krebserregenden Wirkung zurückweist, ist das Unternehmen mit zahlreichen Klagen in den USA konfrontiert. Bayer musste in einigen Fällen hohe Schadenersatzzahlungen leisten und hat doch auch Prozesse gewonnen. Trotz eines Gesamtumsatzes von 50,7 Milliarden Dollar im Jahr 2022 belasten die Übernahme von Monsanto und ihre rechtlichen Folgen das Unternehmen weiterhin. Bayer hat bereits mit Umstrukturierungen reagiert, aber auch aktivistische Investoren fordern weitere Änderungen.

Editorial und Empfehlungen

Die erneute Debatte über die Zulassung von Glyphosat zeigt, dass die Meinungen und Ansichten der EU-Mitgliedstaaten in Bezug auf dieses umstrittene Düngemittel stark auseinandergehen. Während einige Länder eine Verlängerung der Zulassung ablehnen, sehen andere Staaten noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise für eine schädliche Wirkung von Glyphosat.

Es ist wichtig, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten bei der Entscheidungsfindung zu Glyphosat sorgfältig abwägen und alle verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigen. Eine Entscheidung, die auf fundierten wissenschaftlichen Studien basiert und mögliche Risiken für Mensch und Umwelt berücksichtigt, ist von entscheidender Bedeutung. Alle Parteien sollten sich an einen Tisch setzen, um eine einheitliche Position zu finden und den Einsatz von Glyphosat angemessen zu regulieren.

Es ist auch wichtig, dass alternative Methoden und Mittel zur Unkrautbekämpfung gefördert und unterstützt werden. Landwirte sollten Zugang zu umweltfreundlichen Alternativen haben, die eine nachhaltige Landwirtschaft ermöglichen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten Forschung und Entwicklung in diesem Bereich vorantreiben, um innovative Lösungen zu finden, die den Einsatz von Glyphosat überflüssig machen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion über Glyphosat weiterentwickeln wird. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten die Debatte nutzen, um einen transparenten und wissenschaftlich fundierten Entscheidungsprozess zu fördern. Nur auf dieser Grundlage kann eine verantwortungsvolle und nachhaltige Agrarpolitik gewährleistet werden, die die Bedürfnisse von Landwirten, Verbrauchern und der Umwelt gleichermaßen berücksichtigt.

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<< photo by Randy Tarampi >>
Das Bild dient nur zur Veranschaulichung und stellt nicht die tatsächliche Situation dar.

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Müller Friedrich

Ich heiße Friedrich Müller. Als investigativer Journalist glaube ich daran, die Macht zur Verantwortung zu ziehen und Licht auf die Themen zu werfen, die sonst im Dunkeln bleiben würden. Ich bin spezialisiert auf Themen wie Korruption und Kriminalität in der Politik.

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